Chronologische Kurzfassung
Auszug aus dem Dorfbuch Knetzgau - Rektor i. R. Paul Hinz, Dr. Rainer Wailersbacher
Die nachstehende Zeittafel soll einen gedrängten Einblick geben in die für Knetzgau wichtigen und bedeutsamen Ereignisse
Ein Edler namens "Ilbinc" schenkte zwischen 750 und 779 große Teile von Knetzgau urkundlich an das Kloster des Hl. Bonifatius. (= Gründungsurkunde des Ortes). Der Orts- und Gauname Knetzgau erscheint um 780 begrifflich gefestigt und bedeutet wohl soviel wie "Mückengau". Die damals sumpfreichen Mainauen machen diese Bezeichnung verständlich.
Knetzgau liegt innerhalb der Wildbannschenkung von Kaiser Heinrich II. an das Bistum Würzburg. Dabei wird das Land südlich des Mains zwischen Schweinfurt und Bamberg aufgeteilt in eine (östliche) Bamberger und eine (westliche) Würzburger Region.
Der Ortsbach in Knetzgau bildet nunmehr eine Grenze: Knetzgau ist zweigeteilt! Bamberger und Würzburger Schultheißen üben im Namen ihrer Fürstbischöfe die sog. "Niedere Gerichtsbarkeit" im Dorf aus.
Friedrich Barbarossa überträgt dem Würzburger Bischof die "Hohe Gerichtsbarkeit".
Die Kirche in gnezgeu wird erwähnt.
Fischer aus Knetzgau erhalten Fischrecht im Main vom Bischof zu Bamberg.
Der Scherenberger Wald gelangt an Hanns Fuchs von Wonfurt. Damit etabliert sich ein Reichsrittergeschlecht in Knetzgau - die Dreiteilung des Ortes ist perfekt, d.h. bis ins Jahr 1696 gibt es 3 Dorfvorsteher (= Schultheißen) mit dreierlei Untertanen!
Verkündung der "Knetzgauer Dorfordnung", bestehend aus 13 Artikeln. Daneben gibt es jährliche Gerichtstage und eine Dorfversammlung.
Das "Schafhaus zud Knetzikawe" wird urkundlich erwähnt. Die Vergabe der Schafhut zählt später zu den regelmäßigen Einkünften des Dorfes.
In einer Verkaufsurkunde werden erstmals "Weinberge zu Knetzgau"genannt.
Bauernkrieg: Die Knetzgauer Bauern lehnen eine Beteiligung am Aufstand ab. Das Wasserschloss wird gebrandschatzt, später aber wieder aufgebaut.
Ein "Fährrecht" in Knetzgu wird urkundlich erwähnt.
Die erste Schule wird eingerichtet. Der Klassenraum ist im Torhaus im Zugang zur Kirchenburg untergebracht.
Der alte Streit zwischen dem Schultheiß Bambergs und Würzburgs wird zugungsten der Bamberger beigelegt. Die bereits erwähnte Dorfordnung (1486) bleibt bestehen.
Nahezu das gesamte Dorf soll lutherisch gewesen sein. Viel Kirchenbesitz geht in den Reformationshändeln verloren.
Das Wasserschloss wird an das Fürstbistum Bamberg verkauft. Der "Fürstliche Oberschultheißenhof" wird hier eingerichtet.
In der Zeit der Hexenverfolgung werden auch Knetzgauer Bürger verbrannt bzw. hingerichtet.
Im Dreißigjährigen Krieg hat auch Knetzgau durch Plünderungen und Gewalttaten, strengen Wintern mit nachfolgenden Hungersnöten und einem großen Peststerben schwer gelitten. Aus einem Schreiben an den Bischof von Würzburg geht hervor, dass von 24 "Würzburger" Hofstätten nur noch 2 bewohnt sind. Der Rest steht leer oder ist ganz verfallen.
Durch den Verkauf seiner letzten Knetzgauer Lehensleute durch Christoph Ernst Fuchs wird das dreigeteilte Knetzgau nunmehr wieder zweigeteilt.
Die Mainfähre bzw. ihre Verpachtung bringt der Gemeinde feste Einkünfte. Erstmals erhält Knetzgau auch "Lagergeld vom Holländer Stapelplatz" - Holzstämme aus dem Steigerwald werden von hier main- und rheinabwärts verschifft. Insgesamt ist es aber um die Gemeindefinanzen schlecht bestellt.
Eine schreckliche Viehseuche leert die Ställe. Ein Bildstock wird als "Seuchenmarter - zur Abwendung des Übels" von Bauer Bernhard Merdz und Frau Barbara gestiftet.
1. Kirchturmbrand
Der Bildhauer Johann Georg Moritz heiratet in Knetzgau. Von ihm dürften die 14 hochbarocken Stationstafeln auf dem Friedhof stammen. In Augsfeld schufen Vater und Sohn Caspar Altar, Kanzel, Seitenaltäre und Beichtstühle. Auch in vielen anderen Orten Frankens haben sie Werke hinterlassen.
Die Gemeinde bekommt "jährliches Einladungsgeld vom Glasinspektor" - Knetzgau wird Stapel- und Verschiffungsplatz der Glaswaren aus Fabrikschleichach (Glashütte).
Der Oberschultheißenhof wird vom Schloss, das bereits weitgehend verfallen ist, in das Anwesen Bauer neben der Kirche verlegt.
Das alte gotische Langhaus der Pfarrkirche wird abgebrochen und in barockem Stil neu errichtet. Auch das Innere wird Barock bzw. im Rokokostil ausgestattet.
Allgmeine Schulpflicht und Einführung der Sommerschule in Knetzgau.
2. Kirchturmbrand - Turmhaube und Modell Kirchenburg Torhaus verbrennen, auch die meisten Akten der im Holzsteg eingelagerten Gemeinderepositur. Auch die Schule (im Torhaus) ist vernichtet.
Trotz schwieriger Zeiten unternimmt die Gemeinde mancherlei Anstrengungen zum Neubau einer Schule - Margaretha Reußin leiht 900 fl dazu. Das Torhaus gilt als Standort dieses 1. Schulgebäudes von Knetzgau, welches bis 1876 im Dienst bleibt. Gleichzeitig wird der Kirchturm mit einem Notdach versehen, Glocken und Turmuhr repariert.
Franzosen stürmen die Kirchenburg. Einquartierung von 3844 Franzosen für 9 Monate. Die Gemeinde muss 319 fl für den Unterhalt dieser Soldaten aufnehmen. Die geforderte Fourage zehrt die Naturalaufkommen in Knetzgau völlig auf. Eine verheerende Viehseuche tut ein Übriges!
Knetzgau kommt mit dem Herzogtum Franken an Bayern. Der Ort hatte damals 828 Einwohner, alle katholisch, abzüglich 28 Juden; die Flur umfaßte 800 ha Äcker, 150 ha Wiesen und 18 schlechte Weinberge.
Die allgemeine Wehrpflicht erregt den Unmut der Ortsbewoher. Von der Hochstiftszeit her kennt man in Knetzgau nur "Ausschüsser", die in Gefahrenzeiten aufgerufen werden. Eine längere Wehrdienstzeit ist gänzlich neu.
Neuerliche Ortsteilung - seit 1806 gehören die alt-würzburgischen Untertanen zum neu geschaffenen Großherzogtum Würzburg-Toskana. Die alt-bambergischen Untertanen verbleiben beim Königreich Bayern.
Das Dorf Knetzgau insgesamt wird großherzoglich-würzburgisch.
Der Wiener Kongreß bedeutet das Ende des Großherzogtums Würzburg. Knetzgau wird zum zweiten Mal bayerisch.
Pfarrer Johann Heinrich Keßler, ein echter Gelehrter, übernimmt die Pfarrei Knetzgau. Er ist Doktor der Theologie und Philosophie, hat sich u. a. als Jurist, Mathematiker, Literaturwissenschaftler und Philologe hervorgetan und ist der italienischen, lateinischen und französichen Sprache mächtig.
Der abgebrannte Turmhelm erhält eine Neubedachung, jetzt aber ohne die Ecktürmchen und niedriger.
Die Kirche erhält eine Innenrestaurierung. Der neue klassizistische Halbigaltar erfreut sich aber bei der Knetzgauer Bevölkerung keiner besonderen Wertschätzung. Von ihm stammt die noch erhaltene Kreuzigungsgruppe gegenüber der Kanzel.
Langsamer Niedergang des Schiffbauergewerbes, das dem Schelchorf Wohlhabenheit gebracht hat. Zeitweise arbeiten mehr als 20 % der Bewohner an den Werkplätzen der Mainlände oder als Schiffer und Flößer. Der ortsferne Eisenbahnbau (1852 Linie Bamberg-Schweinfurt beendet) beschleunigt den Abstieg.
3. Schulstelle in Knetzgau
Die Volksschulpflicht verlängert sich von sechs auf sieben Jahre. Knetzgau erhält die 4. Schulstelle.
Gründung des Polytechnischen Bezirksvereins Knetzgau, der dem Ort anstelle des darnierderliegenden Schiffbaus die Weiden- und Korbflechterei als Erwerbsquelle erschließen soll.
Neubau des Schulhauses, das heute das Rathaus beherbergt.
Knetzgau erhält eine Korbflechterschule. Bereits 1880 gibt es 22 Korbflechterbetriebe und sieben Korbwarenhändler im Dorf.
1. Verlängerungsbau der Kirche - im Westen wird das Langhaus um fünf Meter vergrößert.
Nikolaus und Anna Hellmuth errichten die nach ihnen benannte Kinderbewahranstalt.
2. Kirchenerweiterung, diesmal um zehn Meter in westlicher Richtung; das Querschiff und Apsis kommen hinzu. Der Altar, bisher unter dem Turm, wird von Osten nach Westen verlegt. Eulogius Böhler ergänzt und restauriert die Wand- und Deckenfresken.
Im 1. Weltkrieg fallen 34 Knetzgauer. Zwei Glocken von 1817 müssen abgeliefert werden. Erst 1924 gelingt eine Wiederbeschaffung durch Spenden von nach Amerika ausgewanderten.
Die NS-Zeit beginnt. In Knetzgau Tor Wasserschlosswird erst im Mai die Gemeindeführung ausgewechselt und gleichgeschaltet.
Torhausbrand im Schloss - die wenigen Reste der ehemaligen Wasserburg verkommen nunmehr gänzlich.
Das 8. Schuljahr wird Pflicht - Knetzgau erhält die 5. Lehrerstelle.
Der 2. Weltkrieg fordert 92 Gefallene und 48 Vermißte.
Das Dorf hat insgesamt mehr als 500 Flüchtlinge zu beherbergen; etwa 260 sind ständig anwesend, während der Rest über das Lager Ebelsbach durch Knetzgau als Zwischenstation geschleust wird. An die 400 Heimatvertriebene lassen sich im Ort bleibend nieder.
Die Schule erhält eine 6. und 7. Lehrerstelle.
Bau der Staustufe Knetzgau nebst E-Werk im Zuge der Schiffbarmachung des Ludwig-Donau-Main-Kanals für Schiffe bis ca. 1500 t. 1961 ist die Strecke bis Bamberg fertiggestellt.
Zugweise werden die Ortsstraßen ausgebaut und geteert, beginnend im Altdorf, über das alte Dorfzentrum am Plan bis hin zu den neu entstehenden Siedlungsgebieten. Dem Straßenbau folgt abschnittsweise die Ortsbeleuchtung.
Die Mainfähre ist überflüssig und soll verschrottet werden.
Einführung des 9. Schuljahres - mittlerweile 10 Lehrerstellen in Knetzgau.
Bau der Verbandsschule im Gelände an der Hainerter Straße.
Zusammenschluss mit Ober- und Unterschwappach zur neuen Einheitsgemeinde Knetzgau. Die Gemeinde hat damit 3200 Einwohner.
Die alte und nunmehr leer stehende Schule wird als Rathaus umgebaut.
Am 1. Februar wird Wohnau eingegliedert (jetzt 3265 Einwohner).
Am 1. Juli stoßen auch Westheim, Zell und Eschenau zur Großgemeinde (jetzt 5042 Einwohner).
Mit der Eingliederung von Hainert zum 1. Januar ist die Großgemeinde Knetzgau vollständig: 5500 Einwohner leben in ihr auf einer Fläche von
46 km². Unter dem Industrieglände fließen in großer Tiefe Wasserströme, die den Bad Kissinger Heilquellen ebenbürtig sind. Am 10. Mai wird die Brunnenbohrung erfolgreich abgeschlossen
Die Fa. Coca-Cola erstellt einen Abfüllbetrieb im Industriegebiet.
Das Dorf Knetzgau begeht die 1200-jährige Wiederkehr seiner Erstbeurkundung.
Gemeinde Knetzgau, Am Rathaus 2, 97478 Knetzgau | Telefon 09527 79-0 | E-Mail: info@knetzgau.de