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Chronik

Chronologische Kurzfassung
Auszug aus dem Dorfbuch Knetzgau - Rektor i. R. Paul Hinz, Dr. Rainer Wailersbacher
Die nachstehende Zeittafel soll einen gedrängten Einblick geben in die für Knetzgau wichtigen und bedeutsamen Ereignisse

750 / 779

Gründungsurkunde des Ortes

Ein Edler namens "Ilbinc" schenkte zwischen 750 und 779 große Teile von Knetzgau urkundlich an das Kloster des Hl. Bonifatius. (= Gründungsurkunde des Ortes). Der Orts- und Gauname Knetzgau erscheint um 780 begrifflich gefestigt und bedeutet wohl soviel wie "Mückengau". Die damals sumpfreichen Mainauen machen diese Bezeichnung verständlich.

1023

Knetzgau liegt innerhalb der Wildbannschenkung von Kaiser Heinrich II. an das Bistum Würzburg. Dabei wird das Land südlich des Mains zwischen Schweinfurt und Bamberg aufgeteilt in eine (östliche) Bamberger und eine (westliche) Würzburger Region.
Der Ortsbach in Knetzgau bildet nunmehr eine Grenze: Knetzgau ist zweigeteilt! Bamberger und Würzburger Schultheißen üben im Namen ihrer Fürstbischöfe die sog. "Niedere Gerichtsbarkeit" im Dorf aus.

1168

Friedrich Barbarossa überträgt dem Würzburger Bischof die "Hohe Gerichtsbarkeit".

1265

Die Kirche in gnezgeu wird erwähnt.

1401

Fischer aus Knetzgau erhalten Fischrecht im Main vom Bischof zu Bamberg.

1476

Der Scherenberger Wald gelangt an Hanns Fuchs von Wonfurt. Damit etabliert sich ein Reichsrittergeschlecht in Knetzgau - die Dreiteilung des Ortes ist perfekt, d.h. bis ins Jahr 1696 gibt es 3 Dorfvorsteher (= Schultheißen) mit dreierlei Untertanen!

1486

Verkündung der "Knetzgauer Dorfordnung", bestehend aus 13 Artikeln. Daneben gibt es jährliche Gerichtstage und eine Dorfversammlung.

1487

Das "Schafhaus zud Knetzikawe" wird urkundlich erwähnt. Die Vergabe der Schafhut zählt später zu den regelmäßigen Einkünften des Dorfes.

1497

In einer Verkaufsurkunde werden erstmals "Weinberge zu Knetzgau"genannt.

1525

Bauernkrieg: Die Knetzgauer Bauern lehnen eine Beteiligung am Aufstand ab. Das Wasserschloss wird gebrandschatzt, später aber wieder aufgebaut.

1533 / 1583

Ein "Fährrecht" in Knetzgu wird urkundlich erwähnt.

1579 (- 1793)

Das Torhaus

Die erste Schule wird eingerichtet. Der Klassenraum ist im Torhaus im Zugang zur Kirchenburg untergebracht.

1587

Der alte Streit zwischen dem Schultheiß Bambergs und Würzburgs wird zugungsten der Bamberger beigelegt. Die bereits erwähnte Dorfordnung (1486) bleibt bestehen.

16. und Anfang 17. Jahrhundert

Nahezu das gesamte Dorf soll lutherisch gewesen sein. Viel Kirchenbesitz geht in den Reformationshändeln verloren.

1615

Das Wasserschloss wird an das Fürstbistum Bamberg verkauft. Der "Fürstliche Oberschultheißenhof" wird hier eingerichtet.

1616 - 1631

In der Zeit der Hexenverfolgung werden auch Knetzgauer Bürger verbrannt bzw. hingerichtet.

1618 - 1648 Dreißigjähriger Krieg

Im Dreißigjährigen Krieg hat auch Knetzgau durch Plünderungen und Gewalttaten, strengen Wintern mit nachfolgenden Hungersnöten und einem großen Peststerben schwer gelitten. Aus einem Schreiben an den Bischof von Würzburg geht hervor, dass von 24 "Würzburger" Hofstätten nur noch 2 bewohnt sind. Der Rest steht leer oder ist ganz verfallen.

1696

Durch den Verkauf seiner letzten Knetzgauer Lehensleute durch Christoph Ernst Fuchs wird das dreigeteilte Knetzgau nunmehr wieder zweigeteilt.

1704

Die Mainfähre bzw. ihre Verpachtung bringt der Gemeinde feste Einkünfte. Erstmals erhält Knetzgau auch "Lagergeld vom Holländer Stapelplatz" - Holzstämme aus dem Steigerwald werden von hier main- und rheinabwärts verschifft. Insgesamt ist es aber um die Gemeindefinanzen schlecht bestellt.

1732

Bildstock

Eine schreckliche Viehseuche leert die Ställe. Ein Bildstock wird als "Seuchenmarter - zur Abwendung des Übels" von Bauer Bernhard Merdz und Frau Barbara gestiftet.

1738

1. Kirchturmbrand

1741

Der Bildhauer Johann Georg Moritz heiratet in Knetzgau. Von ihm dürften die 14 hochbarocken Stationstafeln auf dem Friedhof stammen. In Augsfeld schufen Vater und Sohn Caspar Altar, Kanzel, Seitenaltäre und Beichtstühle. Auch in vielen anderen Orten Frankens haben sie Werke hinterlassen.

1743 (- 1869)

Schiffverkehr

Die Gemeinde bekommt "jährliches Einladungsgeld vom Glasinspektor" - Knetzgau wird Stapel- und Verschiffungsplatz der Glaswaren aus Fabrikschleichach (Glashütte).

Mitte 18. Jahrhundert

Der Oberschultheißenhof wird vom Schloss, das bereits weitgehend verfallen ist, in das Anwesen Bauer neben der Kirche verlegt.

1760

Altar von Peter Wagner von 1760

Das alte gotische Langhaus der Pfarrkirche wird abgebrochen und in barockem Stil neu errichtet. Auch das Innere wird Barock bzw. im Rokokostil ausgestattet.

1784

Allgmeine Schulpflicht und Einführung der Sommerschule in Knetzgau.

1793

Knetzgaumodell von Kirche und Amtshaus

2. Kirchturmbrand - Turmhaube und Modell Kirchenburg Torhaus verbrennen, auch die meisten Akten der im Holzsteg eingelagerten Gemeinderepositur. Auch die Schule (im Torhaus) ist vernichtet.

1795 - 1799

Trotz schwieriger Zeiten unternimmt die Gemeinde mancherlei Anstrengungen zum Neubau einer Schule - Margaretha Reußin leiht 900 fl dazu. Das Torhaus gilt als Standort dieses 1. Schulgebäudes von Knetzgau, welches bis 1876 im Dienst bleibt. Gleichzeitig wird der Kirchturm mit einem Notdach versehen, Glocken und Turmuhr repariert.

Koalitionskrieg 1792 /97

Franzosen stürmen die Kirchenburg. Einquartierung von 3844 Franzosen für 9 Monate. Die Gemeinde muss 319 fl für den Unterhalt dieser Soldaten aufnehmen. Die geforderte Fourage zehrt die Naturalaufkommen in Knetzgau völlig auf. Eine verheerende Viehseuche tut ein Übriges!

1803

Knetzgau kommt mit dem Herzogtum Franken an Bayern. Der Ort hatte damals 828 Einwohner, alle katholisch, abzüglich 28 Juden; die Flur umfaßte 800 ha Äcker, 150 ha Wiesen und 18 schlechte Weinberge.

1805

Die allgemeine Wehrpflicht erregt den Unmut der Ortsbewoher. Von der Hochstiftszeit her kennt man in Knetzgau nur "Ausschüsser", die in Gefahrenzeiten aufgerufen werden. Eine längere Wehrdienstzeit ist gänzlich neu.

1806 / 1810

Neuerliche Ortsteilung - seit 1806 gehören die alt-würzburgischen Untertanen zum neu geschaffenen Großherzogtum Würzburg-Toskana. Die alt-bambergischen Untertanen verbleiben beim Königreich Bayern.

1810

Das Dorf Knetzgau insgesamt wird großherzoglich-würzburgisch.

1814 / 1815

Der Wiener Kongreß bedeutet das Ende des Großherzogtums Würzburg. Knetzgau wird zum zweiten Mal bayerisch.

1817 / 1820

Pfarrer Johann Heinrich Keßler, ein echter Gelehrter, übernimmt die Pfarrei Knetzgau. Er ist Doktor der Theologie und Philosophie, hat sich u. a. als Jurist, Mathematiker, Literaturwissenschaftler und Philologe hervorgetan und ist der italienischen, lateinischen und französichen Sprache mächtig.

1817

Der abgebrannte Turmhelm erhält eine Neubedachung, jetzt aber ohne die Ecktürmchen und niedriger.

1829 / 1830

Die Kirche erhält eine Innenrestaurierung. Der neue klassizistische Halbigaltar erfreut sich aber bei der Knetzgauer Bevölkerung keiner besonderen Wertschätzung. Von ihm stammt die noch erhaltene Kreuzigungsgruppe gegenüber der Kanzel.

1840 / 1890

Schelchbau

Langsamer Niedergang des Schiffbauergewerbes, das dem Schelchorf Wohlhabenheit gebracht hat. Zeitweise arbeiten mehr als 20 % der Bewohner an den Werkplätzen der Mainlände oder als Schiffer und Flößer. Der ortsferne Eisenbahnbau (1852 Linie Bamberg-Schweinfurt beendet) beschleunigt den Abstieg.

1848

3. Schulstelle in Knetzgau

1856

Die Volksschulpflicht verlängert sich von sechs auf sieben Jahre. Knetzgau erhält die 4. Schulstelle.

1868

Gründung des Polytechnischen Bezirksvereins Knetzgau, der dem Ort anstelle des darnierderliegenden Schiffbaus die Weiden- und Korbflechterei als Erwerbsquelle erschließen soll.

1876

Neubau des Schulhauses, das heute das Rathaus beherbergt.

1877

Knetzgau erhält eine Korbflechterschule. Bereits 1880 gibt es 22 Korbflechterbetriebe und sieben Korbwarenhändler im Dorf.

1882

1. Verlängerungsbau der Kirche - im Westen wird das Langhaus um fünf Meter vergrößert.

1901

Nikolaus und Anna Hellmuth errichten die nach ihnen benannte Kinderbewahranstalt.

1904 / 1905

2. Kirchenerweiterung, diesmal um zehn Meter in westlicher Richtung; das Querschiff und Apsis kommen hinzu. Der Altar, bisher unter dem Turm, wird von Osten nach Westen verlegt. Eulogius Böhler ergänzt und restauriert die Wand- und Deckenfresken.

1914 / 1918

Im 1. Weltkrieg fallen 34 Knetzgauer. Zwei Glocken von 1817 müssen abgeliefert werden. Erst 1924 gelingt eine Wiederbeschaffung durch Spenden von nach Amerika ausgewanderten.

1933

Tor des Wasserschloßes

Die NS-Zeit beginnt. In Knetzgau Tor Wasserschlosswird erst im Mai die Gemeindeführung ausgewechselt und gleichgeschaltet.
Torhausbrand im Schloss - die wenigen Reste der ehemaligen Wasserburg verkommen nunmehr gänzlich.

1939

Das 8. Schuljahr wird Pflicht - Knetzgau erhält die 5. Lehrerstelle.

1939 / 1945

Der 2. Weltkrieg fordert 92 Gefallene und 48 Vermißte.

1945 / 1950

Das Dorf hat insgesamt mehr als 500 Flüchtlinge zu beherbergen; etwa 260 sind ständig anwesend, während der Rest über das Lager Ebelsbach durch Knetzgau als Zwischenstation geschleust wird. An die 400 Heimatvertriebene lassen sich im Ort bleibend nieder.

1948

Die Schule erhält eine 6. und 7. Lehrerstelle.

1954 / 1956

Bau der Staustufe Knetzgau nebst E-Werk im Zuge der Schiffbarmachung des Ludwig-Donau-Main-Kanals für Schiffe bis ca. 1500 t. 1961 ist die Strecke bis Bamberg fertiggestellt.

1961 / 1974

Zugweise werden die Ortsstraßen ausgebaut und geteert, beginnend im Altdorf, über das alte Dorfzentrum am Plan bis hin zu den neu entstehenden Siedlungsgebieten. Dem Straßenbau folgt abschnittsweise die Ortsbeleuchtung.

1968

Die Mainfähre ist überflüssig und soll verschrottet werden.
Einführung des 9. Schuljahres - mittlerweile 10 Lehrerstellen in Knetzgau.

1970 / 1972

Bau der Verbandsschule im Gelände an der Hainerter Straße.

1972, 1. Juli

Zusammenschluss mit Ober- und Unterschwappach zur neuen Einheitsgemeinde Knetzgau. Die Gemeinde hat damit 3200 Einwohner.

1972 / 1973

Die alte und nunmehr leer stehende Schule wird als Rathaus umgebaut.

1973

Am 1. Februar wird Wohnau eingegliedert (jetzt 3265 Einwohner).

1974

Am 1. Juli stoßen auch Westheim, Zell und Eschenau zur Großgemeinde (jetzt 5042 Einwohner).

1976

Mit der Eingliederung von Hainert zum 1. Januar ist die Großgemeinde Knetzgau vollständig: 5500 Einwohner leben in ihr auf einer Fläche von
46 km². Unter dem Industrieglände fließen in großer Tiefe Wasserströme, die den Bad Kissinger Heilquellen ebenbürtig sind. Am 10. Mai wird die Brunnenbohrung erfolgreich abgeschlossen

1977 / 1978

Die Fa. Coca-Cola erstellt einen Abfüllbetrieb im Industriegebiet.

1980

Das Dorf Knetzgau begeht die 1200-jährige Wiederkehr seiner Erstbeurkundung.


gedruckt am  28.03.2024
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